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Die UNO ist ein globales institutionelles System, das sich auf Basis der in ihrer Charta formulierten universal gültigen Ziele, Normen und Grundsätze dem Programm der Verrechtlichung der internationalen Beziehungen und auch der menschlichen Lebensbedingungen verschrieben hat. Die in der Präambel benannte Utopie von Weltfrieden und realisierten Menschenrechten kontrastiert jedoch mit einer Wirklichkeit, in der das Völkerrecht und globale individuelle Rechte – auch innerhalb der UNO – hart umkämpft sind. Da die UNO selbst geprägt ist von den machtpolitischen Bedingungen ihrer Entstehung und unter einem Mangel an demokratischen Strukturen leidet, wird zudem oft ihre moralische Autorität in Frage gestellt. Dennoch sind die UN-Charta und die voranschreitende Kodifikation von Völkerrecht und Menschenrechten unter dem Dach der UNO unverzichtbar für eine politisch verfasste Weltgesellschaft, die einer schieren Logik der Macht des Stärkeren und der neoliberalen Globalisierung der Wirtschaft Substantielles entgegenzusetzen versucht. Die UNO ist das transnationale Forum für den globalen Kampf um Recht und Rechte und es ist so gut oder so schlecht, wie es die sie formal mehr schlecht als recht legitimierende „Weltöffentlichkeit“ zulässt.

Eine kritische Weltöffentlichkeit entwickelt sich selbständig suchend und Initiative ergreifend oder gar nicht. UFO UNO ist in diesem Verständnis ein Kunst-/Forschungsprojekt, das mit der Tagung einen Beitrag zu einer kritischen öffentlichen Aneignung der UNO leisten möchte. Die metaphorische Wendung UFO UNO steht für eine reflexive Distanzierung und für eine interdisziplinäre Ausweitung eines Expertendiskurses. Die Anmaßung, auch seitens der Kunst spezifisches Wissen zur UNO produzieren zu können, führt sie gleichermaßen zur Reflektion ihrer eigenen globalen Bedingungen.

Die Tagung gliedert sich in drei ineinander greifende Teile, in denen es um Repräsentation globaler Repräsentation geht: in institutioneller, gesellschaftspolitischer und ästhetischer Hinsicht. Im ersten Teil geht es um eine theoretische Einführung in das Themenfeld UNO, indem der ideengeschichtliche Hintergrund und zentrale Begriffe angesprochen und Bezüge zu aktuellen Diskursen hergestellt werden. Schwerpunkt des zweiten Teils ist die Frage nach der Legitimation der UNO und nach ihrem Verhältnis zur (Welt-)Öffentlichkeit – und umgekehrt. Die Frage nach gegenwärtigen Formen der Öffentlichkeit schlägt die Brücke zum dritten Teil: zu den globalen Bedingungen von Kunst und ihrem Anteil an der Konstruktion kritischer Öffentlichkeit.

Perspektive: Kunst-/Forschungsprojekt:
Mit der Tagung soll ein offener, produktiver Austausch zwischen den InitiatorInnen des Projekts „UFO UNO“ und einer interessierten Öffentlichkeit mit Persönlichkeiten aus Politik, Erziehung/Bildung, Wissenschaft und Kunst, ermöglicht werden. Die Tagung soll ein erstes öffentliches Forum anbieten für eine noch fehlende differenzierte interdisziplinäre Auseinandersetzung mit den Vereinten Nationen, neuen Entwicklungen in Bezug auf diese, sowie mit entsprechenden Implikationen für transnationale kritische Öffentlichkeit(en) und für Kunst und Kultur. Vorgestellt werden praktisch involvierte, wissenschaftliche und auch künstlerische Ansätze der Auseinandersetzung mit den Vereinten Nationen, die sich im gemeinsamen kritischen Interesse an der UNO, an ihrer politischen Legitimation und damit an einem anspruchsvollen Begriff von Öffentlichkeit treffen.

Ausgangspunkt ist das Vorhaben eines Kunst- und Forschungsprojekts zum allgegenwärtigen und doch schwer greifbaren Thema „Vereinte Nationen“. Ziel der Tagung ist daher auch die Erarbeitung konkreter theoretischer und praktischer Rahmenbedingungen für eine tragfähige Realisierung des Kunst-/Forschungsprojekts „UFO UNO“. Hierfür ist eine Vorverständigung über die UNO notwendig: über ihre Bedeutung, ihre Legitimität und über ihre Möglichkeiten der Selbstreflexion in der Kunst.

Mit einer interdisziplinären Auseinandersetzung können neue inhaltliche Akzente gesetzt und auch innovative methodische Ansätze für die wissenschaftliche und öffentliche Diskussion des Themas UNO entwickelt werden. Die Tagung bezieht ausgewiesene SpezialistInnen, engagierte Intellektuelle und KünstlerInnen ein, was eine hohe Qualität der inhaltlichen Auseinandersetzung sichert und den Ausbau eines tragfähigen Netzwerks im Hinblick auf ein Kunst- und Forschungsprojekt ermöglicht.